Schule in Nepal

Ich bin hier an 2 Schulen als Gastlehrer oder Volunteer eingesetzt. Es sind dies die staatlichen Dorfschulen von Chhabbdi und Sankkhe. Die letztere ist mit ca. 550 Schülern die größere.

Die Schule beginnt jeden Tag um 10.00 Uhr mit einer halbmilitärischen Assemly und dem Absingen der Nepalischen Hymne auf dem Schulhof. Danach marschieren die Schüler in Reihe in ihre jeweiligen Klassenräume.

Assembly im Schulhof von Chhabbdy
Assembly im Schulhof von Chhabbdy

Die erste Stunde beginnt dann „ca.“ 10.15. Nach 4 Unterrichtsstunden ist um 13.30 Lunchbreak/Mittagspause. Eine Frau kocht für die ca. 15 Lehrer ein kleines Mittagessen im Lehrerzimmer an einem 2-Flammengasherd. Der Nachmittagsunterricht endet um 16.00. Am Freitag ist kein Nachmittagsunterricht und am Samstag ist schulfrei(entspricht unserem Sonntag).

Wenn ein Lehrer fehlt –und das geschieht nicht selten- dann gibt es keine Vertretung, sondern die Schüler sind sich selbst überlassen.

Schulhof in Sankkhe
Schulhof in Sankkhe

Die Schüler in Nepal tragen in der Schule nach englischem Vorbild Schuluniform und zwar bis zur Abschlussklasse 12. Das saubere und genaue Tragen wird bei der Assembly streng überprüft.

Die Klassen sind unterschiedlich groß und erreichen Schülerzahlen von bis zu 70. Die Primary School (1.-5.), Secondary  (6.-10.) und Highschool (11. +12.) sind alle unter einem Dach.

Die Schüler stehen auf, wenn der Lehrer den Raum betritt, begrüßen ihn, und bedanken sich mit einem „Thank you Sir“, wenn er sie hinsetzen läßt.

Die Schulräume sind z.T. barackenähnlich, ohne Einrichtung außer einer fest in der Wand eingemauerten Tafel, ohne Fenster mit Gittern und mit 5-er Schulbankreihen auf beiden Seiten , wie in der Kirche. Es existiert auch kein Lehrertisch. Die Schüler haben ein Schulbuch und ein Schreibheft, in welchem sie das an der Tafel Geschriebene und Aufgaben aus dem Buch eintragen. Sie haben oft kaum Platz zum schreiben.

Situation im Klassenraum
Situation im Klassenraum

Oft schreiben die schwächeren Schüler alles vom Nebensitzer ab. Überhaupt gibt es sehr große Leistungsunterschiede- unter anderem bedingt durch häufige Abwesenheit von Schülern, die zuhause auf dem kleinen Bauernhof mitarbeiten müssen.

Das „Strecken“ durch Hand hochheben ist hier gänzlich unbekannt und so sagen die schnellen und guten Schüler die Antworten laut vor, was nicht förderlich für die Schwächeren ist.

Die überwiegende Lernmethode ist Abschreiben, Nachsprechen des Lehrers im Chor, oder Übungen, in welchen Einsetzen und Umformen von vorgegebenen Sätzen verlangt wird – also fast ausschließlich passive Lernformen. So ist es für mich auch nicht verwunderlich, dass die Schüler kaum etwas auf Englisch sagen oder eigene Sätze produzieren können- geschweige denn einen eigenen Text erstellen können.

Ein weiteres Problem ist die Aussprache. Sie ist nicht nur sehr unenglisch und von der harten Nepalischen Sprache geprägt, sondern häufig falsch- auch von den Lehrern, die natürlich kaum oder wenig Kontakt mit Muttersprachlern haben oder hatten. So kann ich die Lehrer oft nur schlecht verstehen-die Schüler sagen ja meist nichts- und umgekehrt. Mit Lautschrift wird eigentlich gar nicht gearbeitet und die meisten Schulbücher haben sie auch nicht in den Wortlisten integriert.

Was weiterhin sehr auffällt ist das Verhalten der Schülerinnen. Sie sind meist sehr schüchtern und es ist nur selten eine Antwort aus ihnen herauszuquetschen. Man muss natürlich sehen, dass die Mädchen in nepalischen Familien eine den Jungen untergeordnete Rolle einnehmen.

Was also – zumindest in den von mir besuchten staatlichen Dorfschulen- fehlt, ist Förderung von eigenständigem Denken und Arbeiten, Problemlösungsmethoden unter Verwendung eigener Ideen und Gruppenarbeit, die schon aufgrund der Räume und des Mobiliars nicht möglich ist.

Aber gerade darin sehe ich ein Grundübel der Situation in Nepal-es mangelt an Förderung von Ideen, Eigenständigkeit, Initiative und Selbstbewusstsein von „Schule“ auf. Und diese Strukturen scheinen mir sehr fest- und eingefahren.

Soweit meine Einschätzung , wobei ich annehme, dass Privatschulen bessere Lehrer und Mittel haben. Nur sind sie im Normalfall nur für die reicheren Familien erschwinglich, da sie Schulgeld kosten.

Bis bald, Herbert

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